Mira Grant: Feed

Verbissener Wahlkampf: In Mira Grants Thriller ‚Feed‘ kommen selbst die Zombies zur Rede des Präsidentschaftskandidaten

Eine Rezension von Rob Randall

Moderne Romane in denen die Hölle als apokalyptisches Festmahl der Untoten über diese unsere Zivilisation hereinbricht, zeichnen sich meistens durch drei fantastisch unterhaltsame Merkmale aus: Zum ersten kämpfen da immer ein mehrere Charaktere, denen man durchaus das schmückende Adjektiv ‚heldenhaft‘ gönnen kann, mit einer hungrigen Welt, die ihnen als letzten menschlichen Überlebenden höchst feindlich gesonnen ist. Zum zweiten bedienen sich die Helden dabei – ob die Auseinandersetzungen ihren verseuchten Fressfeinden nun am Ende erfolgreich verlaufen oder auch nicht – einer gehörigen Portion Gewalt.

Kombiniert wird das ganze dann zuletzt mit einer deftigen Prise derben Humors, der – zugegeben – nicht immer jedermanns Geschmack ist.

Auch Mira Grants Roman Feed  weist alle diese Genuss verheißenden literarischen Zutaten auf – allerdings mit einer höchst ungewöhnlichen Zugabe: Der Plot lässt sich nicht auf einen Kampf der beiden Geschwister George und Shaun gegen Zombies und um ihr Leben reduzieren, denn die beiden kämpfen gewissermaßen nicht GEGEN die Welt, sondern IN der Welt. In diesem Falle als vom Präsidentschaftskandidaten angeheuerte Journalisten bzw. Blogger um die Wahrheit. Natürlich hat diese Wahrheit eine Menge mit jenen Zombies zu tun, die seit Jahren weite Teile der U.S.A. unbewohnbar machen und die Überlebenden zu größen Vorsichtsmaßnahmen gegen die noch immer nicht beherrschte Seuche zwingen. Wer sich also auf eine herkömmliche Zombie(post)apokalypse freut, der dürfte von Feed enttäuscht werden: Denn Mira Grant mischt hier in interessanter Weise klassischen Polithriller mit Zombieabenteuer auf eine Weise, dass auch jüngere Leser an dem Buch Gefallen finden dürften. Aber die Untoten werden bei Grant immerhin zu einer nicht zu unterschätzenden Waffe, die eine so große Zahl an Opfern fordert, dass auch der der anspruchsvollere Fan des Genres befriedigt werden dürfte.

Seine ungewöhnliche Atomsphäre gewinnt der Roman dabei nicht zuletzt aus einer merkwürdigen Mischung von noch existierender staatlicher Ordnung und apokalyptischer Bedrohung, die manchmal ins Groteske mündet. Denn nach dem absoluten Vertrauensverlust der Bevölkerung in die herkömmlichen Medien haben staatlich lizensierte Blogger wie Shaun und seine resolute Schwester George das Recht, in den kontaminierten Zonen mit ihrem Team herumzuballen und dieses dann auch aufzunehmen. Und damit erfüllen sie sich einen Traum vieler Blogger von heute – denn sie leben von den Einnahmen ihrer Webseite. Da ist es nur verständlich, wenn Draufgänger wie Shaun sich in nicht nur immer gefährlicherer Einsätze begeben, sondern auch den Hinweisen zu einer Verschwörung in den höchsten Kreisen der Politik nachgehen.

Unterbrochen wird die abwechslungsreiche Handlung durch zahlreiche Blogeinträge der Protagonisten, denen Grant nicht nur hiermit in weitaus stärkerem Maße Tiefe verleiht, als man das von Romanen des Genres sonst gewöhnt ist. Aus diesem Grunde gerät die Handlung auch nicht so schnell wie in den klassischen Romanen des Genres. Hin und wieder beginnen zudem die ununterbrochen an Türen und Toren vorgenommenen Bluttests bzw. Einlasskontrollen sowie die wenig überzeugenden popliterarischen Anspielungen zu nerven. Das kann aber insgesamt nicht den Spaß schmälern, den der Roman beim Lesen macht.

Fazit

Mira Grants Roman Feed, dessen zweiter vielversprechender Band Deadline gerade auf deutsch erschienen ist, ist ein ungewöhnlicher Zombieroman, der mit einer Menge Humor und manchmal auch grotesken Momenten aufwartet. Eingefleischte Fans der klassischen Zombieapokalypse werden Feed vielleicht nicht goutieren, aber diejenigen, die es mal nach Abwechslung verlangt, sollten ihn lesen.

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