Rezension zu Z. A. Rechts ‚Die Jahre der Toten‘
Eine Buchbesprechung von Rob Randall
Da J. L. Bournes dritter Teil von Tagebuch der Apokalypse leider immer noch auf sich warten lässt, habe ich mir gestern kurzentschlossen den diesen Monat gerade neu erschienenen Roman Die Tage der Toten des amerikanischen Autors Z. A. Recht aus dem Verkaufsregal gegriffen. Gut, damit bin ich der Marketingstrategie des Verlages erlegen: Prangt doch deutlich Bournes Empfehlung auf dem Cover. Aber enttäuscht hat der Erstling des 2009 im Alter von 26 Jahren verstorbenen Autors mich dennoch nicht – auch wenn er einige Schwächen aufweist.
Die Jahre der Toten: Die Handlung in Kürze
Der erster Teil der (noch vor seinem Tode vom Autor vollendeten) Morgenstern-Trilogie ist ein solider Vertreter des Genres, der in seiner inhaltlichen Fokussierung auf das US-Militär ein wenig an Max Brooks Word War Z erinnert. Die rätselhafte Epidemie, die Menschen von den Toten wieder auferstehen lässt, bricht bei Recht in Zentral-Afrika aus. Erzählt wird der Überlebenskampf einer Gruppe von Soldaten, die an dem Versuch beteiligt sind, die Seuche auf diesen Kontinent zu begrenzen. Nach dem Scheitern dieses Planes kämpfen sie sich von Suez-Kanal zur Küste des Roten Meeres durch, wo sie an Bord eines amerikanischen Zerstörers gehen, der sie – natürlich nicht ohne Hindernisse – wieder in ihre Heimat bringt. Die im Laufe der Handlung immer bunter zusammengewürfelte Truppe muss auf heimischen Boden angekommen allerdings feststellen, dass sich auch schon der überwiegende Teil ihrer Landsleute in sabbernde Triebbeißer verwandelt hat. Aber unter der Führung des erfahrenen Generals Sherman machen sich die Überlebenden dennoch auf die Reise quer durch das Land, da die Forschungen einer mit Sherman befreundeten Virologin Anna Demilio die Rettung der Menscheit versprechen. Verwoben mit der Haupthandlung ist deshalb auch ein zweiter Erzählstrang, welcher den Versuch der Wissenschaftlerin, das Schweigen der Regierung über die Seuche zu unterlaufen sowie ihre anschließende Verhaftung durch die NSA zum Inhalt hat.
Spannende Kämpfe rund um den Globus
Rechts Roman weist eine ganze Reihe Stärken, aber auch einige Schwächen auf. Zu den positiven Aspekten von Die Jahre der Toten zählt mit Sicherheit die spannende Handlung. Einmal angefangen, konnte ich den 450-Seiten-Roman nicht mehr aus der Hand legen – trotz des wenig überzeugenden Einstieges: Auch wenn die von Recht an den Anfang des Romans gestellte E-Mail Korrespondenz zwischen den beiden Haupftfiguren die sehr detaillierte „wissenschaftliche“ Basis für den sogenannten „Morgenstern-Erreger“ schafft – fesselnder wäre sicherlich gewesen, den Text mit dem zweiten, viel spannendere, Kapitel zu beginnen, welches den Leser zu einen afrikanischen Flugplatz, auf dessen Landebahn in der Dämmerung plötzlich vermeintliche Kannibalen aus dem Dschungel über die Sicherheitskräfte herfallen (und später in der Leichenhalle auch den Gerichtsmediziner anknabbern). Von nun an reißen die gefährlichen Kämpfe mit den Untoten nicht mehr ab – sei es am Suez-Kanal, in Scharm-el-Scheich, im Unterdeck oder in amerikanischen Kleinstädten. Das lässt sich nicht nur zügig, sondern auch (nicht zuletzt dank der Übersetzung) mit Freude lesen. Stark und realistisch erscheinen dabei auch Rechts Darstellungen militärischen Vorgehens, was nicht zuletzt darauf zurückzuführen ist, dass der ehemalige Militärschüler eine ganze Menge Fachwissen besessen hat.
Dünne Dialoge und Figuren
Schwach geraten sind hingegen die Figurengestaltung und die Dialoge. Die Charaktere bleiben durchgängig, selbst wenn sie aus Stereotypen zusammengesetzt erscheinen wie der erfahrene, pflichtbewusste und Shakespeare rezitierende, deutlich idealisierte Traumvorgesetzte Sherman, fleischlos. Dieses ist selbst dort der Fall, wo Recht eine Entwicklung eines Charakters anstrebt – so wird die Sanitäterin Rebecca gerade mal einsilbig, nachdem sie einen Bekannten, an dem sie zuvor deutliches Interesse besaß, erschossen hat. Selten gelingt es Recht zudem, den Gesprächen der Figuren Tiefe oder Witz zu verleihen. Es hätte dem Roman – wie so vielen anderen Vertretern dieses Genres allerdings auch – gut getan, wenn der Autor nicht alle seine Energie auf die spannende Handlungsführung verwendet hätte.
Fazit
Rechts mühelos zu konsumierender Genre-Roman bietet zwar keine Tiefen, wohl aber spannende Unterhaltung. Wer also einige Stunden Kurzweil sucht, der kann ruhigen Gewissens zu dieser insgesamt eher durchschnittlichen, aber actionreichen Zombieapokalypse greifen.