Rezension des Buches Der Dritte Weltkrieg von John Hackett
Eine Buchbesprechung von Rob Randall
John Hacketts Welt in Flammen aus dem Jahre 1982 bietet eine aktualisierte und um die globale Perspektive erweiterte Variante des schon in Der Dritte Weltkrieg entworfenen Szenarios: Wieder überfällt die U.d.S.S.R. am 4. August 1985 hinterrücks die Mitgliedsstaaten der N.A.T.O.; wieder gelingt es den Streitkräften des westlichen Verteidigungsbündnis unter Einschluss des französischen Militärs nur knapp, den Vormarsch der russischen Dampfwalze vor der niederländischen Grenze zu stoppen; und wieder explodieren über Birmingham und Minsk Nuklearsprengköpfe, woraufhin das kommunistische Reich an seinen Nationalitätengrenzen zerbricht.
Neu ist: Das Buch ist noch unlesbarer als sein Vorgänger. Dieser hatte zwar ebenfalls deutlich, aber wenigstens semi-literarisch verkleidet, die Forderung nach einer stärkeren konventionellen Rüstung gestellt – nun ergeht sich Hackett aber kapitelweise über den Rüstungsstand der verschiedensten Waffensysteme auf beiden Seiten (zu Wasser, zu Lande und in der Luft), um dann festzustellen: Hätte man von diesem Panzer oder jenem Geschütz, Flugzeug, Minenräumer 1000 mehr gekauft, hätte der sowjetische Angriff schneller gestoppt werden können. Dabei verfolgt Hackett immer die gleichen Argumentationsstrategien: Dumm und ahnungslos sind die einen, die keine weiteren Milliarden locker machen wollten – aus sowjetischen Kassen finanziert hingegen die anderen, die im Zuge der Friedensbewegung gegen den Rüstungswettlauf – und vor allem die Nachrüstung – protestieren.
An noch weniger Stellen als in Der Dritte Weltkrieg montiert Hackett literarisierte Augenzeugenberichte, Briefe oder Schlachten ein, diesmal ergänzt um die sowjetische Perspektive. Und auch da überschreitet das Gebotene, wie auch der vom umsichtigen Bertelsmann-Verlag beigelegte Kommentar eines damaligen Vertreters der Friedensbewegung richtig feststellt, schnell die Schmerzgrenze: Ohne sich auch nur die Mühe zu machen, auf \“Kollateralschäden\“ einzugehen, wird der erfolgreiche Einsatz von B-52-Bombern, die mal eben 40 Quadratkilometer bundesdeutschen Boden mitsamt der darauf aufmarschierten Roten Armee (und der ansässigen Bevölkerung) umpflügen, gefeiert; dafür ist den Soldaten des teuflischen Aggressors das Rote Kreuz gänzlich unbekannt – obwohl an anderer Stelle explizit darauf hingewiesen wird, dass jeden Tag 40 Millionen Russen sehnsüchtig BBC und Deutsche Welle hören; da werden von KGB-Sperrregimentern bewachte Strafbatallione in stalinistischer Manier an der Front verheizt, während an anderer Stelle Panzerfahrzeuge durch die mit Flüchtlingen gefüllten Straßen rasen. Und hier finden die zivilen Opfer natürlich Beachtung.
Fazit
Selten habe ich mich derartig durch ein Buch kämpfen müssen wie durch Hacketts Welt in Flammen. Selbst wenn man von den eindeutigen Intentionen des Autors und der klischeehaften Darstellung des ideologischen Gegners absieht – die literarische Schmerzgrenze der meisten Leser dürfte hier weit überschritten sein.