Wayne Simmons: Grippe

Rezension von Wayne Simmons Zombieapokalypse ‚Grippe‘

Es erscheint schon ein wenig ungerecht, wenn Wayne Simmons seinen neuen Roman Grippe den Vögeln, den Schweinen und den verrückten Kühen widmet – auch wenn sich dahinter der Dank des irischen Autors für die Inspiration verbergen mag. Zugegeben: Selbst der putzigste Teil der Tierwelt ist nur auf den ersten Blick harmlos, scheint diese es sich doch insgesamt zur Aufgabe gemacht zu haben, die Menscheit alle paar Jahre wieder mit einem tödlichen Danaergeschenk zu beglücken.

Aber so etwas Boshaftes wie ein Virus, der mit den vermeintlich harmlosen Symptomen einer Grippe daherkommt und seine Opfer nach kurzer Zeit in blutspuckende und um sich beißende Untote verwandelt, war nun wirklich noch nicht dabei. Da scheint es viel näherliegend, die möglichen Inspirationsquellen des Autor bei bekannten Vertretern jenes Genres zu suchen, in welches er sich schon mit seinem Debüroman Drop Dead Georgeous geschrieben hat: der ZOMBIEAPOKALPYSE!

Auch weil der Roman teilweise an den blutigen Leitlinien des Genres entlanggeschrieben erscheint, wartet er doch mit vielem auf, was das Herz eines Fans begehrt: Zwei knallharten Kerlen, die als Polizisten im Kampf gegen die in Belfast grassierende Pandemie ihr Leben auf Spiel setzen und deren Männerfreundschaft auch im Angesicht des Todes nicht zerbricht; Zwei zwielichtigen, aber sympathischen Underdogs, die sich in einem verlassenen Haus vor den unermüdlich umherziehenden Horden von Untoten erfolgreich versteckt halten (aber sich plötzlich einem renitenten weiblichen Gast geschlagen geben müssen); einem äußerst suspekt wirkenden irischen Terroristen, der sich im obersten Stockwerk eines Hochhauses verschanzt hat und dort seiner Schutzbefohlenen das Zielen auf Köpfe beibringt; und nicht zuletzt einem Offizier, der als letzter Freiwilliger das Kommando über einen belagerten Armeestützpunkt übernimmt und sich plötzlich einem noch gefährlicheren Gegner als der Seuche gegenübersieht.

Erst nach und nach führt Simmons ziemlich gekonnt die Handlungsfäden seines aus zahlreichen Perspektiven erzählten Romanes um jenen Menschen zusammen, der vielleicht das Überleben der Menscheit sicherstellen könnte. Dabei setzt er dankbarer Weise nicht allein auf Action: Zwischen den vielfältigen und spannungsreichen Passagen nimmt er sich die Zeit, seine Figuren zu entwickeln sowie ihre Beziehungen untereinander mit Leben zu erfüllen. Dieses gelingt ihm – zum einen aufgrund der Anzahl der Figuren und zum anderen aufgrund ihrer Anlage – jenseits bekannter Sterotypen und Klischees nur teilweise. Deshalb schmerzt es wohl den Leser auch weniger, dass sich Simmons seiner Geschöpfe gegen Schluss viel zu schnell entledigt, als dass der Roman in einer sich immer weiter beschleunigenden Handlung nach gut 280 höchst unterhaltsamen, weil – mit Atempausen  – fesselnden Seiten irgendwann sein Ende findet.

Während üblicherweise andere Autoren des Genres mit höchst gewagten Vergleichen die wenig anmutenden Innenansichten von Köpfen oder Brustkörben beschreiben, verrirrt sich Simmons offenbar häufig andernorts überraschend unappetitlich in der Bildhaftigkeit. So zum Beispiel im Bad: Gleich einer Kleopatra lag sie im Wasser, und die fleischgewordenen Bläschen liebkosten wie winzige Feen ihre nackte Haut. Das schiefe Bild mag aber auch der Übersetzung geschuldet sein, die nicht immer ganz überzeugen kann; doch trotz alledem: Der bedrohlichen Atmosphäre dieses Romanes kann man sich als Leser kaum entziehen. Und das ist nicht nur darauf zurückzuführen, dass Simmons nicht mit Gemetzel geizt; gerade dort, wo er in seinem nüchternen und sachlichen Ton die Welt in ihrem Untergang beschreibt, ist das Horrorszenario, auch wenn es bei weitem nicht so blutig ausfällt, wie in Brian Keenes Auferstehung, bedrückend genug.

Fazit

Der im österreichischen Verlag Voodoo Press erschienene zweite Roman von Wayne Simmons ist ein spannender und solider, wenn auch nicht allzu blutiger, Vertreter des Genres und gehört mit Sicherheit – trotz einiger Schwächen – zu den besseren Zombieapokalypsen; allerdings nicht unbedingt deshalb, weil er zwischen der actionreichen Handlung sich Zeit zum In-sich-Gehen, sondern Anlauf zum nächsten Abenteuer nimmt.

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