Eine Rezension von Rob Randall
Vor gut vier Jahren begeisterte Dmitry Glukhovsky mit seinem doch insgesamt spannenden Roman Metro 2033 ein internationales Publikum. Nachdem der Nachfolgeroman Metro 2034 leider weniger überzeugen konnte, führten in Russland andere Autoren das vom Autoren „ins Leben gerufene Projekt“ weiter fort. Mit Die Reise ins Licht von Andrej Djakow ist nun endlich der erste Roman der bisher 12-bändigen Metro-2033-Reihe in deutscher Sprache erschienen – und auf diesen war ich wirklich sehr gespannt, denn obwohl mich die Handlung der beiden Romane von Dmitry Glukhovsky nicht vollständig überzeugen konnte, wirkte doch die vom Autoren erschaffene unterirdische Welt der Moskauer Metro wirklich beeindruckend: Was aber würden andere Autoren aus dem postnuklearen Universum Glukhovskys machen?
Auch Djakovs Roman beginnt in den dunklen Tunneln und Stationen einer U-Bahn – allerdings der Petersburger. Dort lebt der 12-jährige Waisenjunge Gleb in äußerst ärmlichen Verhältnissen. Als aber der äußert fähige Stalker Taran den Jungen der Station „abhandelt“, ändert sich endlich dessen Leben: Denn Taran beginnt nicht nur, seinen Zögling einer harten Ausbildung zu unterziehen, er nimmt ihn – und einige andere Stalker – mit auf eine gefährliche Reise an die weitgehend verstrahlte und von gefährlichen Mutationen bevölkerte Oberfläche. Das Ziel der abenteuerlichen Reise soll das gut 40 km entfernte Kronstadt sein, denn es wollen nicht nur Augenzeugen ein rätselhaftes Lichtsignal auf der Insel bemerkt haben, sondern von dort erwarten die Propheten des EXODUS auch die Rettung der Metro-Bewohner in Form eines eintreffenden Schiffes. Doch bevor die Gruppe das Geheimnis des Lichtsignals im Hafen von Kronstadt lüften kann, gilt es, zahlreiche Abenteuer zu bestehen.
Ebenso wie Glukhovsky in Metro 2033 erzählt Djakov in Die Reise ins Licht nicht nur eine einsträngige Abenteuergeschichte, sondern schildert auch die Entwicklung eines jungen Metrobewohners, der mit den an ihn gestellten Herausforderungen zu einer starken Persönlichkeit heranwächst. Während der Leser bei Glukhovskys noch in die Hauptfigur Artjom schlüpfen und aus seiner Sicht die Welt der Metro erleben kann, will dieses bei Djakovs Gleb nicht gelingen. Dafür sind unter anderem die zahlreichen auktorialen Kommentare verantwortlich, die beständig nicht nur die Gedanken des Jungen, sondern auch die Handlungen aller anderen Protagonisten sowie die Gesamtsituation unter teilweise seltsam philosophisch anmutenden Blickwinkeln beleuchten. Wirkliche Tiefe gewinnt der Roman durch diese aber nicht, zumal es Djakov auch nur stellenweise gelingt, die Figuren zum Leben zu erwecken. Und obwohl die Reise der Gruppe durchaus spannend ist, wirkt sie doch – auch aufgrund des Grundplots – recht einfallslos. Den Leser erwarten trotz zahlreicher gefährlicher Sitationen und neuen Wesen – vom Ende des Romans einmal abgesehen – kaum Überraschungen (Es sei denn, man möchte jene verblüffenden Momente hinzurechnen, in denen es der 12-jährigen Hautfigur gelingt, einen erwachsenen Mann im Ringkampf zu besiegen). Aufgrund der sehr einfachen Anlage der Handlung und der Wahl der doch recht jungen Hauptfigur erweckt Die Reise ins Licht noch viel stärker als Metro 2033 beim Leser den Eindruck, es hier vor allem mit einem wenig tiefgängigen, aber immer noch unterhaltsamen Jugendroman zu tun zu haben – der allerdings eine ganze Menge jener apokalyptischen Untergangsstimmung aufweist, die schon Metro 2033 lesenswert gemacht hat.
Fazit
Djakovs Die Reise ins Licht richtet sich in viel stärkerem Maße an ein jugendliches Publikum als Metro 2033. Und obwohl die Geschichte selbst recht einfach gerät, kann sie durchaus noch unterhalten, zumal es dem Autor doch gut gelungen ist, die Atmosphäre aus Metro 2033 seinem Werk dienstbar zu machen.