J. L. Bourne: Tagebuch der Apokalypse 1

Eine Rezension von Rob Randall

Der Einstieg in ein neues Genre will sorgfältig geplant sein. Und so hatte ich mich für meine eine erste Annäherung an die Zombieapokalypse für das insgesamt gut rezensierte  Tagebuch der Apokalypse von J. L. Bourne aus dem Jahr 2009 entschieden. Und als mir dieses nun gestern zufällig begegnete, habe ich es kurzentschlossen mit nach Hause genommen und  es „angelesen“. Das ist mir aber tüchtig misslungen – ich habe das Tagebuch des namenlosen Erzählers in einem Rutsch gelesen. Wie kam das?

Der Roman setzt mit dem 1. Januar und dem Vorsatz eines us-amerikanischen Marinefliegers, ein Tagebuch zu führen, ein. Und diesen Vorsatz für das neue Jahr muss man einfach als wirklich sehr guten Einfall bezeichnen, denn  sonst besäßen wird diese Aufzeichnungen über die sich von China ausbreitende Seuche und ihre entsetzlichen Folgen für die U.S.A. gar nicht. Obwohl der Ich-Erzähler insgesamt nicht gerade hochintelligent wirkt – was sich übrigens auch am sprachlichen Stil des Werkes zeigt – beweist er jedoch eine überraschende Menge Instinkt, als er nach den ersten Meldungen über rätselhafte Krankheitsfälle in den Vereinigten Staaten beginnt, sich mit dem Nötigsten einzudecken und sein Haus in eine kleine Festung zu verwandeln: Bei einem schnellen Spaziergang ums Grundstück habe ich gesehen, dass die Steinmauer nicht mal annähernd hoch genug ist. Jeder sportliche Kerl könnte sie überspringen. Ich habe ein paar Flaschen […] zerschlagen und die Scherben mit Hilfe von Zementbinder auf die Mauer geklebt. Das macht die Kletterei zumindest schwieriger. Bei der Arbeit hatte ich über Kopfhörer Radio gehört. Jetzt, wo ich mehr weiß als vorher, erkenne ich nur eins: Die Lage verschlimmert sich…

Als dann deutlich wird, dass die vom Virus Befallenen sich in Untote oder besser: Zombies verwandeln, und die Lage innerhalb weniger Tage außer Kontrolle gerät, scheint wenigstens der Protagonist gut vorbereitet. Doch die Armeen von Untoten, die sein Haus und das seines Nachbarn John belagern, lassen sich nicht lange aufhalten, so dass die beiden sich angesichts der Ankündigung der Regierung, die Großstädte mit Kernwaffen  auszulöschen, zur gemeinsamen Flucht durch ein Land entschließen, das von Zombies, die auf jedes noch so kleinste Lebenszeichen reagieren, bevölkert ist. So müssen sich die beiden nicht nur häufig den Weg freischießen, sondern auch für genügend Nachschub an Munition, Waffen  und Verbandszeug aus dem Wal-Mart sorgen, was nicht wenig an einschlägige Computerspiele erinnert. Nebenbei lernt der Leser nicht nur eine Menge über Survival-Taktiken und erfolgreiche Mann-gegen-Mann-Strategien im Häuserkampf, sondern auch über Waffen, Munition und Ausrüstungsgegenstände der US-Streitkräfte.

Während viele Zombiefilme in Gewaltexessen schwelgen, ist dieses bei Bourne nicht der Fall. Auch dank der wenig ausgeprägten sprachlichen Fähigkeiten des Ich-Erzählers bleibt es insgesamt bei kurzen Beschreibungen: Sein Gehirn sah aus wie ein blauer Blumenkohl. Dann geht es munter zur nächsten Herausforderung. Spätestens nach 3 Wochen berichtet der Tagebuchschreiber, der die Untoten immer weniger als ehemalige Mitmenschen sehen kann, dann nur noch sachlich und nüchtern: Ich erschoss die Dinger und ging John beim Beladen zur Hand. Dabei weiß der Leser natürlich schon längst, dass nur Kopfschüsse die wandelnden Untoten auf dem Flugplatzgelände niedergestreckt haben können. So kommt es trotz wiederkehrenden Kampfszenen nicht zu redundanten Beschreibungen oder inhaltlicher Monotonie – gerade weil der Autor nicht das blutriefende Massaker in den Mittelpunkte stellt. Dagegen spricht auch die Anlage als Tagebuch, eine seitenlange Beschreibung würde hier eher unglaubwürdig wirken.

Zum Eindruck, dass es sich bei dem abgedruckten Dokument um das persönliche Protokoll einer abenteuerlichen Odysee durch das postapokalyptische Amerika handelt, tragen auch die in handschriftlicher Form reproduzierten Einträge, Unterstreichungen und nicht zuletzt sogar die deutlichen Ringe von Kaffeetassen bei. Dabei wird auch (nicht ohne humoristischen Unterton) deutlich, welche Prioritäten der immer souveränder agierende Protagonist setzt. Über die medizinische Versorgung durch eine von ihm in heldenhaften Einsatz Gerettete berichtet er beispielsweise: Sie [die Frau] öffnete sie [die Wunde] abrupt, reinigte sie gründlich und nähte mit schmerzhaften Stichen. Ich habe nicht gemeutert. Ich nahm einfach ein paar kräftige Schlucke Captain Morgan aus Captains Bakers Besitz, um den Schmerz zu lindern. Mit der wachsenden Zahl von Überlebenden wächst so auch die Verantwortung, die der Held als erfahrener Soldat und  doch recht tougher Überlebensexperte zu tragen hat. Damit verändert auch er sich glaubwürdig. Am Ende des Roman sieht er sich jedoch einer neuen Bedrohung gegenüber, die seine Kräfte durchaus übersteigen und das Leben aller seiner Freunde kosten könnte. Ein toller Showdown bahnt sich an.

Fazit

Der einfache Stil, die immer präsente Spannung und die durchaus lustigen Momente machen das Buch wirklich zu einem Pageturner, wobei hier sicher auch mitspielt, dass die Handlung sich nicht durch besonderen Tiefgang auszeichnet. Das Ende ist – nicht zuletzt auch, weil es als Cliffhanger auf eine Fortsetzung angelegt ist – derart spannend, dass ich sofort nach dem Sequel Tagebuch der Apokalypse 2 gesucht habe. Dieses erscheint aber leider erst am 13. Juni 2011. Schade.

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